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Kürzestkritiken
Wald, Februar 2020
Tanzhäppchen im Kreis
Hinter «Les amuses bouches» steht Brigitta Schrepfers dreizehnte Tanztheater-Produktion mit fügsam unterhaltsamen Appetitbissen: häppchenweise und farbenfroh verabreicht, streng künstlerisch betrachtet aber nur wenig mehr an- und aufregend als die von der «agKulturBar» im Vor- und Nachhinein gereichten Apéro-Ideen. Wo letztere vollauf genügten, hätte die eigentliche Bühnenkulinarik durchaus mehr Pikanterie und gesellschaftskritisch zugespitzte Gaumenfreude vertragen. Dennoch: Alles in allem eine augenzwinkernde Show mit szenisch wirksam aufbereitetem Palaver, virtuoser Mimik und einer redlichen Portion Persiflage. (jstb)
Wald, November 2021
Amixs
Brechend voll sieht anders aus in Ueli Schills Elbar. Wer kam, dem bot die auf ihrem Terrain mit Kult status bedachte MundartPopband Amixs trashige Basler Subkultur. Auch wenn der legere Nonkon formist Simon Baumann (Synths und Gesang) ab und an Mühe bezeugte, seine lasche Selbstverliebt heit publikumswirksam spielen zu lassen, Funken sprangen dennoch über. Des Frontmans Spiel mit seiner längst rausgewachsenen Blondierung nervte bisweilen und liess seine ebenso in Violett getauch ten Kollegen eher blass erscheinen. Insgesamt ein musikalisches Buhlen, ein halbwegs schlüssiger Auftritt. (jsb)
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My longest sentence ever
Venedig, Frühjahr 2014
«Und als ihnen im munteren Fortgang der Monate ein Antritt der köstlichen Exkursion in die Lagune endlich knapp vor den Ostertagen in Aussicht gestellt, der lang gehegte Reiseplan dann vollzogen werden konnte, blickten sie nach auf Windesflügeln sich ausbreitenden, lebhaft vergehenden drei Bilderbuchtagen und -nächten auf ein verschwenderisch schönes venezianisches Bouquet aus Erlebtem zurück, das ihnen neben unzählig bezwungenen Brückentreppchen vereinzelte asiatische Brautkleid-Shootings auf ebendiesen bescherte, nachdem sie sich selbstüberwindend zum Frühaufstehertum durchgerungen, bald einmal grosssprecherisch dazu bekannt hatten, derart zu späten Früchtefrühstückern heranreiften, die sich vergnüglich an einem der eng aneinandergeschmiegten eisernen Wackeltischchen auf aussichtsreichem bretternem Terrassenboden niederliessen und inzwischen nur zu gut wussten, dass sich im Laufe der nächsten Stunden und Gelegenheiten wieder vielerlei Eindrücke bereithalten sollten, ihnen auf belebendste Weise von zu brüchigem Stein gewordenen Sinnlichkeiten, von einstiger Macht und Intrige eines heutigentags längst angekränkelten Fleckens zu erzählen, dass es galt, in etliche mit dem Charme des Maroden durchtränkte Sackgässchen die Nasen und Hälse hineinzustecken, wohin sich manch ein Rollköfferchen zu verlaufen Gefahr lief, um bald, die mit erlesenen Schaufensterauslagen aufgerüsteten Hauptadern der einstigen Dogen-Republik passierend, erneut das Bauersche Zimmer aufzusuchen, dort kurz, aber wohltuend zu ruhen, während Messingputzer und -maler beflissen und verantwortungsfreudig zum dumpfen Gefunkel der kurzzeitigen Wohnstätte beizutragen hatten, die gutgesinnte Kellnerequipe sich von Neuem und schlechterdings sisyphusartig zu in den zugigen Speisesalons zügigem Service formierte und es vom Seitenkanal regelmässig mittelmässig in ihre durch und durch gräflichen Gemächer hinaufträllerte und -troubadourte, alsdann im Menschengewirr über fliegende Edeltaschenhändlerrufe hinwegzuhören, bei frühabendlichem Einbruch der Dunkelheit mit Hummerzangen fälschlich als ‹Hammer›-Scheren titulierten Extremitäten Herr zu werden und beim wiederholten Gassenknäuelwandeln, -streunen und beim Flanieren das ‹Bratthälinchen› als eine der auffälligsten und köstlichsten kulinarischen Übertragungen des gemeinen Mistkratzerlis in eine andere Sprache zu küren.»
János Stefan Buchwardt, lic. phil. I
Bahnhofstrasse 29
CH - 8636 Wald ZH
+41 79 754 93 79
botschaft@jstb.ch
Porträt 2009, Ermatingen (TG), Schweiz
Laudatio 2011, Steckborn (TG), Schweiz
Lesung 2009, Goldach (SG), Schweiz